150 Jahre Feuerwehr Beratzhausen - 1870 bis 2020
150 Jahre Feuerwehr Beratzhausen - 1870 bis 2020

Chronik der Feuerwehr Beratzhausen

Verfasser:


1870-1969:
unverändert entnommen aus der Festschrift
"100 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Beratzhausen", Verfasser Josef Niebler

1970-1995:

Verfasser Andreas Niebler

1870-1912

Es mag ein frostiger Wintertag gewesen sein, als am 4. Februar 1870 der katholische Gesellenverein Beratzhausen in seinem Vereinslokal "Sternbrauerei" Eibl zusammenkam, um aus seinen Reihen die Freiwillige Feuerwehr zu gründen. 60 mutige Männer waren es, die sich bereit erklärten, dieser jungen Wehr beizutreten. 1. Vorstand wurde der damalige Präses Hochw. Herr Ludwig Bauer, 2. Vorstand Hochw. Herr Joh. Baptist Pürzer, kgl. Pfarrer, Kommandant Ludwig Hepp, kgl. Baubeamter, sein Stellvertreter Joh. Baptist Ferstl, Handelsmann.

Die Mitglieder setzten sich aus 15 Dienstgraden zusammen:

einer Steigerrotte zu 12 Mann, einer Spritzrotte zu 8 Mann, einer Reiterrotte zu 8 Mann, einer Demolierrotte zu 6 Mann (dieser durften nur Zimmerleute und Maurer angehören) und schließlich einer Wachmannschaft zu 11 Mann. Gemeinsames Vereinslokal für Gesellenverein und Feuerwehr war die Sternbrauerei Eibl, spätere Brauerei Mirwald und heutige Gastwirtschaft Scheuerer.

Am 5. September 1871 trennte sich die Feuerwehr vom Gesellenverein. Um nur noch kurze Zeit im gemeinsamen Vereinslokal bleiben zu können, musste die Wehr im Monat 30 Kreuzer Miete bezahlen. Am 1. Januar 1872 übersiedelte dann die Wehr in den Gasthof Paulus, in welchem sie heute noch mietfrei ihr Vereinslokal hat. Von diesem Zeitpunkt an konnten alle ehrbaren Männer der Freiwilligen Feuerwehr beitreten.

Bereits am 19. Januar 1871 bestellte die Wehr bei der Löschmaschinenfabrik AG Hermann in Schweinfurt eine Abprotzspritze mit vier Zoll weitem Zylinder, die pro Minute 180 bayerische Maß Wasser in eine Entfernung von 100 Fuß oder 80 Fuß senkrecht in die Höhe schleuderte. Dazu wurden noch 100 Fuß Hanfschläuche, 24 Fuß Saugschläuche, ein Strahlrohr und die nötigen Schraubschlüssel geliefert. Der Kaufpreis betrug 460 Gulden bei freier Lieferung bis Bahnhof Regensburg. Beim Empfang der Spritze mussten 100 Gulden angezahlt werden, die Restschuld sollte in sechs Jahresraten zu je 60 Gulden bis 1. März 1877 getilgt sein. Doch die junge Wehr setzte ihren Stolz darin, die Schuld bald abzutragen. Am 10. Mai 1872 bezahlte sie 194 Gulden und schon 1873 den Rest.

Nachdem sich die Wehr selbständig gemacht hatte, wuchs ihr Mitgliederstand sehr rasch an. Und nur so ist es zu verstehen, dass noch 1872 eine Schub- und Dachleiter und 1873 eine große Druckspritze mit Stützstangen angekauft werden konnte. Bereits zwei Jahre nach Gründung des Vereins, nämlich am 28. Mai 1872, konnte die mit Spenden von "Aktiven Feuerwehrleuten, aber auch von Ehrenmitgliedern, Frauen und Jungfrauen und von vielen Gönnern" angekaufte Fahne feierlich geweiht werden. Jahr für Jahr wurden seitens der Wehr und der Marktgemeinde Neuanschaffungen getätigt. Das alte Feuerwehrgerätehaus musste bald nach der Jahrhundertwende erweitert werden.

Während die öffentliche Generalversammlung am 23. Februar 1902 beschloss, den jährlichen Beitrag von 60 Pfennig auf 30 Pfennig herabzusetzen, war das gleiche Gremium am 28. Februar 1904 gezwungen, den jährlichen Beitrag wieder auf seine ursprüngliche Höhe, nämlich 60 Pfennig anzuheben, "da bei diesem geringen Beitrag die Auslagen des Vereins nicht mehr gedeckt werden können".

Neben den eigentlichen Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr ließ sie auch nicht das gesellschaftliche Leben in den Hintergrund treten. So kann man aus den schriftlichen Aufzeichnungen von 1905 entnehmen, dass alljährlich eine Silvesterfeier mir Christbaumversteigerung und Verlosung stattfand, wobei die gestifteten Gegenstände, welche zur Verlosung kamen, einen Mindestwert von 1,- Mark aufzuweisen hatten. Auch die Abhaltung eines Faschingsballes gehörte schon 1905 zur Selbstverständlichkeit; er fand jeweils am Rosenmontag statt und wurde mit Beschluss des Verwaltungsrates am 10. Oktober 1926 auf den Faschingssamstag verlegt. Auf Antrag von Hochw. Herrn Kooperator Pfeistifter fanden am 22. und 29. November 1908 Familienabende mit Theaterspiel statt. Der Erlös sollte zum Ankauf einer neuen Fahne dienen.

Am Pfingstmontag, den 29. Mai 1909, konnte dann die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen das zweite Mal eine Fahnenweihe begehen. Die Nachbarwehr Laaber war als Patenverein erschienen. Hochw. Herr Pfarrer Kammermeier wurde als Ehrenmitglied aufgenommen. 878,45 Mark wurden für die neue Fahne und das Fest ausgegeben. Zur Finanzierung dieser Ausgaben hatte die Wehr ein Darlehen von 600,- Mark bei dem "Darlehenskassenverein" Beratzhausen mit einer Laufzeit von 10 Jahren aufgenommen. Als schließlich das Fest abgerechnet wurde, blieben 142,90 Mark übrig, die zur verstärkten Darlehenstilgung Verwendung fanden. 1909 war für die Freiwillige Feuerwehr insofern noch von Bedeutung, als Beratzhausen eine Hochdruckwasserleitung bekam. Oberflurhydranten wurden eingebaut und fast 1000 Meter Druckschläuche erhöhten den Feuerschutz. Im Jahre 1912 zählte die Wehr 138 Mitglieder, darunter auch Ehrenmitglieder, was für die damalige Zeit eine besondere Auszeichnung bedeutete. Gemeinsam mit dem Kriegerverein wurde am 25. Januar 1912 ein Mannschaftswagen für 450.Mark bei der Fa. Hübsch u. Bottholz, Regensburg, angekauft.

 

1913-1945

Die Zeit des 1. Weltkrieges brach herein und die Freiwillige Feuerwehr wurde in ihrem Mitgliederstand sehr geschwächt. Während dieser Zeit, wo alle Mann vom 17. bis 50. Lebensjahr unter den Waffen standen, wurde die Feuerwehr unter der Führung des bewährten Vorstandes Franz Eichenseher und Kommandanten Josef Schardt musterhaft geführt. Zur Verfügung standen ihnen nur alte und ganz junge Leute, welche letztere meistens bis 17 Jahre alt waren und der Jugendwehr angehörten. Mit diesen Leuten hatten sie drei große Brände zu bekämpfen. Bei Ehrl Dionis ein Wohnhaus, bei Wittl Josef und Scheuerer-Wagner 2 Scheunen und schließlich ein weiteres Wohnhaus bei J. Spangler. Als soziale Selbsthilfeeinrichtung hatte die Freiwillige Feuerwehr schon 1903 eine Sterbekasse als festen Bestand aufzuweisen. Mit Wirkung vom 1. Januar 1925 wurde diese wertvolle Hilfeleistung dann in Form einer Satzung beschlossen und will auch in unseren Tagen nicht vermisst werden.

Drei Großbrände in Beratzhausen, am 13.6.1925 bei Alois Ullinger, am 16.8.1928 bei Maria Huber und am 10.8.1928 bei Max Weig dürften wohl ausschlaggebend gewesen sein, dass bereits am 30. September 1928 die Marktgemeinde eine Magirus-Motorspritze und das nötige Schlauchmaterial ankaufte. Zum erstenmal konnte diese Spritze bei einem Großbrand in Hemau am 25. Oktober 1928 zur vollsten Zufriedenheit eingesetzt werden. 1930 konnte die Wehr ihr 60-jähriges Stiftungsfest begehen. Aus den Aufzeichnungen ist jedoch zu entnehmen, dass dieses Fest in einfachster Weise begangen wurde, auch wurden keine Einladungen gegeben.

Im Frühjahr 1936 wurden 21 junge Männer (HJ) ausgebildet, die dann am 25. Mai 1936 als Mitglieder in die Wehr aufgenommen wurden, In jenen Tagen wurde dann die Feuerwehr als Verein aufgelöst und der damaligen Reichspolizei unterstellt. Viele Inspektionen und Übungen wurden nun in der Folgezeit abgehalten, bis schließlich die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen als kreisbeste Wehr am 18. Juni 1939 aufgrund eines Ausscheidungswettkampfes Sieger wurde. Die Wehr kam am 30. Juli 1939 zum Bezirksentscheid nach Amberg, aus dem sie als fünftbeste Wehr der gesamten Oberpfalz hervorging. Bereits am 5. Februar 1940 konnte die Wehr ihr Können unter Beweis stellen, als das sogenannte Kommunbrauhaus ein Raub der Flammen wurde. Nur durch umsichtiges Handeln und Einschreiten konnten die angrenzenden Anwesen gerettet werden. Bedingt durch den Kriegsausbruch 1939 wurden die meisten wehrfähigen Männer zum Heeresdienst einberufen, so dass der gesamte Feuerschutz in den Händen der Jugendwehr lag. Am 23. Januar 1943 wurden die Leistungen der Jugendwehr vom Staatsministerium gewürdigt, indem sie ein fahrbares Kleinlöschgerät mit voller Ausrüstung als Geschenk erhielt.

Als im November 1942 auf Befehl des Bezirksführers die Feuerwehr-Kompanie Laaber aufgestellt wurde, stellt die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen den Führer der Kompanie und das Personal des Stabes. Dieselben waren dann bei den Fliegerangriffen am 10.8. und 28.8.1943 in Nürnberg und am 17.8.1943 in Regensburg eingesetzt. Im Januar 1944 wurde eine weibliche Feuerwehr mit 90 Mädchen aufgestellt und zum Feuerwehrdienst verpflichtet. Am 24. März 1944 wurde das vorher in Parsberg stationiert LF 15/30 von der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen übernommen und die Löschgruppe Beratzhausen in die Feuerwehrbereitschaft Neumarkt/Parsberg/Beilngries eingegliedert. In 15 Einsätzen vom März 1944 bis März 1945 bei Luftangriffen in Regensburg und Nürnberg hatten die jungen Männer Unglaubliches geleistet. Mehrmals ging die Einsatzzeit über 24 Stunden hinaus; in einem Fall sogar über 38 Stunden. Die Leistungen von den eingesetzten Wehrmännern fanden große Anerkennung, so dass ihnen das Kriegsverdienstkreuz II.  Klasse verliehen wurde. Das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter erhielt Paulus Xaver, das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwerter erhielt Schneider Alfons, Huber Michael und Schmid Alfred. An allen Einsätzen hat der damalige Abteilungsleiter der Freiwilligen Feuerwehr Mirwald Georg teilgenommen.

 

1946-1969

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges schien es zunächst, als würde die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen zerfallen. Aufgrund einer Anordnung durch die damalige Militärregierung musste jedoch schon sehr bald die Feuerwehr wieder aktiv werden und 1946 wurde ihr der Charakter eines Vereines wieder zurückgegeben. Die 1. Generalversammlung mit Neuwahlen nach dem Krieg fand dann am 26. Januar 1947 statt. Jetzt konnte sich das Vereinsleben wieder entfalten. Die Silvester- und Faschingsbälle erfreuten sich wieder der großen Beliebtheit wie früher in der Bevölkerung von Beratzhausen und Umgebung. Die am 20. Juni 1948 stattgefundene Währungsreform nahm auch der Wehr ihre letzten Groschen und nur so ist es zu verstehen, dass das 80-jährige Gründungsfest nicht 1950, sondern erst am 3 Juli 1951 stattfinden konnte. 50 Feuerwehren aus dem Landkreis Parsberg waren mit ihren Fahnen zu diesem Fest nach Beratzhausen gekommen und beherrschten das Ortsbild des Marktes. Zugleich mit dem 80. Geburtstag der Wehr sollte noch ein anderes Ereignis die Aufmerksamkeit dieses Festes auf sich ziehen. Ein in Gemeinschaftsleistung erstelltes Feuerwehrgerätehaus wurde seiner Bestimmung übergeben. In Anerkennung der Verdienste um das Feuerwehrlöschwesen, aber auch des Vereins wurden 1951 Herr Josef Ernst, Rektor a.D., zum Ehrenvorstand und Herr Georg Mirwald zum Ehrenkommandanten ernannt. Der am 16. Februar 1908 festgesetzte Jahresbeitrag von 1,20 Mark konnte fast 50 Jahre beibehalten werden, denn erst in der Gemeindeversammlung vom 8. April 1956 wurde eine Erhöhung auf 2,40 DM beschlossen und liegt nunmehr seit 1. Juli 1969 bei 6,- DM.

Nicht immer hat es in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Höhen gegeben, sie wurde auch von Tiefen nicht verschont. So musste man mit Bedauern feststellen, dass sich in den Nachkriegsjahren immer weniger junge Leute zum aktiven Feuerwehrdienst bereit fanden. Die Jahreshauptversammlungen 1958 und 1959 drückten hier ihre echte Sorge aus. Erst ein Aufruf von Bürgermeister Staudigl an die Jugend von Beratzhausen hatte den notwendigen Widerhall gefunden. Am 10. März 1960 traten spontan 33 junge Männer der Wehr bei, um aktiven Feuerwehrdienst zu leisten. Kommandant Xaver Bäumer, der 18 Jahre diesen Posten innehatte, und sich große Verdienste, besonders beim Aufbau der Wehr nach dem Kriege, erworben hatte, schied aus Altersgründen aus. Er wurde in der Jahreshauptversammlung vom 26. Februar 1961 zum Ehrenkommandanten ernannt. Am 28. Mai 1961 veranstaltete die Wehr ihr 90-jähriges Gründungsfest mit der Weihe einer neuen Fahne. Im Rahmen dieses Festes wurde der Kreisfeuerwehrtag 1961 in Beratzhausen abgehalten. Die junge Vereinsführung mit 1. Vorstand Alfons Schneider und Kommandant Hans Ehrl setzte ihren ganzen Ehrgeiz darein, ihre Aufgaben nicht minderer zu sehen als ihre würdigen Vorgänger. Das bereits 1959 durch die Marktgemeinde bestellte Feuerlöschfahrzeug LF 8 kam erst 1962 zur Auslieferung. Die feierliche Weihe fand am 29. Juli 1962 unter Anwesenheit von zahlreichen Ehrengästen statt. Den Abschluss dieser Fahrzeugweihe bildete eine große Schauübung unter Einsatz von vier Löschgruppen, wobei die sich im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen befindlichen Löschfahrzeuge LF 8, TS 8 und TS 4 zum Einsatz kamen.

Ab 1962 galt es, so viele Feuerwehrmänner als nur möglich auf einen guten Ausbildungsstand zu bringen. Während von der 1. Löschgruppe das Leistungsabzeichen in Bronze am 20. Juli 1962 abgelegt wurde, konnte diese Gruppe als erste im Landkreis Parsberg am 7. Juni 1964 das Silberne Leistungsabzeichen erwerben. Auch das Goldene Leistungsabzeichen konnte als erste Wehr im Landkreis von Männern der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen erworben werden. Insgesamt besitzt die Wehr 8 Löschgruppen = 72 Mann, die das Leistungsabzeichen abgelegt haben. Darunter befinden sich zwei Gruppen mit dem Silbernen und weitere zwei Gruppen mit dem Goldenen Leistungsabzeichen. Hervorzuheben ist noch, dass sich unter den acht Löschgruppen eine Mannschaft befindet, die die Leistungsprüfung 1 abgelegt hat, obwohl es Männer zwischen 50 und 60 Jahre sind. 16 Feuerwehrkameraden haben sich 1965 einem Erste-Hilfe-Kurs unterzogen und die Abschlussprüfung mit Erfolg abgelegt. Bedingt durch den guten Ausbildungsstand und der Einsatzfreudigkeit steht die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen mit an der Spitze im Landkreis Parsberg und macht als Stützpunktwehr dem 1100 Jahre alten Markt alle Ehre. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Wehr seit 1960 den stellvertretenden Kreisbrandinspektor, in der Person des Herrn Alfons Schneider stellt.

Im Rahmen der 1100-Jahrfeier des Marktes veranstaltete die Feuerwehr am 31. Juli 1966 den Gaufeuerwehrtag mit großen Einsatzübungen. Neben den eigentlichen Aufgaben, den Feuerschutz zu sichern und zu gewährleisten, trat die FFW wiederholt in den vergangenen 100 Jahren als Helfer in Höchster Not, z.B. bei den vielen Hochwassern in Erscheinung und zeigt vorbildlichen Einsatz für den Nächsten. Zu den festen Bestandteilen im Ablauf eines Vereinsjahres zählen die Übungen, die Jahreshauptversammlung, die Beteiligung an kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen in Beratzhausen, die Gestaltung der Feuerschutzwoche und schließlich in gesellschaftlicher Hinsicht der Feuerwehrball, der besonders in den letzten Jahren an Attraktivität und Beliebtheit gewonnen hat. Am 1. Juli 1969 hat die Wehr ein eigenes Vereinszeichen eingeführt, das erstmals anlässlich der stattfindenden Feierlichkeiten zur Verleihung kommen wird.

 

1970-1995

Mit einer Festwoche vom 8. bis 17. August 1970 wird das 100-jährige Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen in großem Stil gefeiert. In gut einjähriger Vorbereitungszeit hat ein unermüdlich arbeitender Festausschuss unter Leitung von Alfons Schneider neben einer Festschrift mit Vereinschronik ein Festprogramm mit folgenden "Highlights" erarbeitet: Großer Festball im Tanzpalast Titania, Festkommers mit Ehrung von Jubilaren, Fackelzug mit Totenehrung, Großer Zapfenstreich, viertägiges Volksfest mit Standkonzert, Festzug, buntem Abend und Feuerwerk. Die Mühen haben sich gelohnt. Beratzhausen erlebt nach der 100-Jahrfeier wiederum glanzvolle Feierlichkeiten und die Feuerwehr kann einen nicht unansehnlichen Festgewinn verbuchen.

Nach einer wohlverdienten kurzen Verschnaufpause aufgrund der anstrengenden Festvorbereitung und -durchführung richtet man alsbald das Augenmerk wieder auf den "Feuerwehralltag". So werden weitere Löschgruppen ausgebildet und erstmals Handsprechfunkgeräte und eine komplette Schaumrohrbestückung angeschafft. Breiten Raum nehmen aber Diskussionen über den Umbau des bestehenden bzw. die Planung eines neuen, zeitgerechten Feuerwehrgerätehauses ein. Die unterschiedlichen Meinungen zwischen den Verantwortlichen der Feuerwehr und der Marktgemeinde entzünden sich vor allem an der Standortfrage und reichen bis in das Jahr 1963 zurück. Eine angenehme Pflicht kann die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen im Januar 1972 wahrnehmen, gilt es doch wieder ein Jubiläum zu feiern. "100 Jahre Vereinslokal Paulus" ist der Anlass für eine kleine Feierstunde, bei der die Verbundenheit der Familie Paulus über mittlerweile vier Generationen hinweg mit der Feuerwehr gewürdigt wird. Da die bereits 1903 existierende Sterbekasse sich nicht mehr finanziert, wird sie an den Mitgliedsbeitrag "gekoppelt", der ab 1. Januar 1973 auf 9,- DM steigt.

Weitere Verbesserungen im technischen Bereich erfolgen in den Jahren 1973 und 1974 durch die Anschaffung eines Mehrzweckfahrzeuges (VW-Bus), eines Pulverlöschers und die Einführung des "Schweren Atemschutzes". Nach intensiver Ausbildung durch Kommandant Meier und Jugendwart Reinsch legt am 1. August 1973 die erste Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen die Jugendleistungsprüfung mit Erfolg ab.

Die Gemeindegebietsreform geht auch an der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen nicht spurlos vorüber. Nach harmonisch verlaufenden Fusionsgesprächen treten am 11. November 1973 die Mitglieder der FFW Buxlohe der FFW Beratzhausen bei. Damit hat die FFW Buxlohe nach 74 Jahren zu existieren aufgehört. Erst etwas später schließen sich die Oberndorfer Feuerwehrmänner, die bis dahin der weiterbestehenden FFW Mausheim angehören, der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen an.
Nachdem die Stützpunktfeuerwehr Beratzhausen den Autobahnstreckenabschnitt der BAB A3 Nürnberg-Regensburg zwischen den Anschlussstellen Beratzhausen und Nittendorf zur Betreuung zugewiesen bekommt, werden der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, die Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges und die Einführung der Funkalarmierung immer dringlicher. Nach zähen und langwierigen Verhandlungen bis hin zu einer Rücktrittsdrohung der gesamten Vorstandschaft gelingt am 30. Mai 1974 der Durchbruch. An diesem Tag beschließt der Marktgemeinderat den Ankauf einer ca. 600 m2 großen Grundstücksfläche an der Falkenstraße. Damit ist die Standortfrage endgültig gelöst. Noch im Herbst des gleichen Jahres wird der Rohbau des neuen Feuerwehrgerätehauses mit Lehrsaal und Hausmeisterwohnung fertiggestellt, dessen Einweihung am 7. September 1975 erfolgen kann. Da die Feuerwehrmitglieder das Projekt mit einer Eigenleistung von über 80.000,- DM unterstützen, wird es der Marktgemeinde möglich, auch noch den Ankauf eines neuen Tanklöschfahrzeugs TLF 16 zu finanzieren, das am 27. Februar 1977 nach kirchlicher Segnung seiner Bestimmung übergeben wird. Nachdem zwischenzeitlich die Funkalarmierung eingeführt ist, sind binnen zweier Jahre drei feuerwehrtechnisch dringend notwendige Vorhaben verwirklicht.

Zur Finanzierung der immer kostenintensiveren Aufwendungen für den Feuerschutz erhebt die Gemeinde von diesem Zeitpunkt an eine Feuerschutzabgabe, die bis zu ihrer Abschaffung im Jubiläumsjahr bei den Beratzhausener Bürgern umstritten bleiben soll. Mit teils beachtlichen Erlösen aus Veranstaltungen wie Preisschafkopfturnieren, Florianstag auf KBI-Ebene, Sommerfest und Faschingsball unterstützt die Feuerwehr die Gemeinde bei Investitionen für den Feuerschutz. Am 15. August 1977 (Mariä Himmelfahrt) gedenkt man bei einer Prozession zum Maria-Hilf-Berg und in einem Gottesdienst des "Großen Brandes" in Beratzhausen vor 150 Jahren. Der raschen Fortentwicklung der Feuerwehrtechnik wird mit einer fundierten Aus- und einer kontinuierlichen Weiterbildung des einzelnen Feuerwehrmannes Rechnung getragen. So legt 1978 erstmals eine Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Beratzhausen, als zweite im Landkreis Regensburg, die Prüfung der höchsten Stufe mit Erfolg ab. An der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg besuchen die örtlichen Führungskräfte Fachlehrgänge, um das erworbene Wissen an die Mannschaften weiterzugeben. In Eigenleistung errichteten aus Vereinsmitteln einige Kameraden im Dachgeschoss des Feuerwehrgerätehauses ein gemütliches "Florianstüberl", das im April 1981 seine kirchliche Einweihung erfährt. Nicht zuletzt aufgrund von Nachwuchsmangel sind ab 1984 Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres beitragsfrei, während der allgemeine Mitgliedsbeitrag ab 1985 von 9,- DM auf 12,- DM angehoben wird und bis heute Gültigkeit hat.

Freundschaftliche Kontakte verbinden seit 1983 die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen mit der Freiwilligen Feuerwehr Breitenau/Oberösterreich, die durch mehrere Besuche und Gegenbesuche bekräftigt werden. Nach kommunalpolitischen "Turbulenzen" erklärt KBI Alfons Schneider am 21. März 1984 seinen Rücktritt als 1. Vorstand. Das Amt des Kommandanten hatte er schon 1981 an Otto Markgraf abgegeben. Damit endet eine für die Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen fruchtbare, in der Zusammenarbeit aber nicht immer einfache zwanzigjährige Ära. Mit der Einführung des bayerischen Feuerwehrgesetzes am 23. Dezember 1981 erfolgt ein stark reglementierender Eingriff in die klassische Vereinsstruktur. Das Gesetz sieht eine strikte Trennung zwischen "Aktiver Mannschaft" und Feuerwehrverein vor, so dass man sich gezwungen sieht, sich eine neue Satzung zu geben, die diesen Vorgaben entspricht. Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren zeichnet Landrat Schmid gemeinsam mit KBR Ettl und KBI Schneider Anfang des Jahres 1988 Johann Deibl und Fritz Huber für 40-jährige aktive Dienstzeit mit dem Ehrenkreuz in Gold und zehn weitere Kameraden mit dem Ehrenkreuz in Silber aus. Die erstgenannte Auszeichnung erhielten bereits 1992 Alfons Schneider, Fritz Spangler und Ferdinand Seitz. In Würdigung seiner Verdienste um die Feuerwehr ernennt die Mitgliederversammlung 1989 den langjährigen Vereinsdiener und Beitragskassier Andreas Pickl zum Ehrenmitglied. Mit dieser Ehre werden bis zum heutigen Tag noch bedacht: Michael Rappl, Ludwig Felser, Johann Deibl, Hans Kastl, Hans Pilz und Horst Reinsch.

Weitere Fortschritte werden im technischen Bereich erzielt. Im Frühjahr 1988 wird ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 in Dienst gestellt, das u.a. die Atemschutzausrüstung und den hydraulischen Rettungssatz aufnehmen kann. Das bisherige LF 8 wird an die Freiwillige Feuerwehr Rechberg überstellt. Der Marktgemeinderat lässt sich auch von der Notwendigkeit eines Feuerwehrgerätehausanbaus (vierte Torausfahrt) überzeugen. Wiederum mit einer Eigenleistung von ca. 35.000,- DM bei einer Bausumme von etwa 120.000,- DM kann dieses Vorhaben verwirklicht und eine gebrauchte Drehleiter von der BF Regensburg zur Verbesserung des Feuerschutzes angekauft werden. Da die seit 1903 existierende Sterbekasse als soziale Selbsthilfeeinrichtung in der heutigen Zeit wohl ihre Bedeutung verloren hat, andererseits aber das Vereinsvermögen nicht unerheblich belastet wird, beschließt die Mitgliederversammlung 1990 die Zahlungen aus dieser Kasse mit Ablauf des 31.12.1990 einzustellen. Auch dem Zeitalter der EDV kann und will sich die Feuerwehr nicht verschließen. Ab Herbst 1990 erfolgt die gesamte Mitgliederverwaltung und der Beitragseinzug über ein spezielles EDV-Programm. Im Rahmen der Nachwuchswerbung wird erstmals 1990 in Zusammenarbeit mit der Hauptschule eine Werbe- und Informationsveranstaltung bei den 7. bis 9. Jahrgangsstufen durchgeführt. An dieser vom damaligen Jugendwart Stephan Deibl ins Leben gerufenen Initiative soll auch in Zukunft festgehalten werden, selbst wenn sie nicht immer den gewünschten Erfolg zeigt. Nach zwanzigjähriger Laufzeit wird das Mehrzweckfahrzeug (VW-Bus) durch den TÜV "ausgemustert" und durch ein gebrauchtes geländegängiges Kommandofahrzeug ersetzt. Aufgrund abnehmender Toleranz bei der Bevölkerung gegenüber der Sirenenalarmierung, aber auch wegen auftretender Beschallungsprobleme wird ab 1. August 1994 für die Nachtzeit (20.00 bis 06.00 Uhr) die stille Alarmierung mittels sogenannter Meldeempfänger (Piepser) eingeführt. Im Zuge der Wiedervereinigung schließt der Markt Beratzhausen mit der Gemeinde Deutschneudorf/Erzgebirge eine Partnerschaft. So werden auch die beiden Feuerwehren miteinander bekannt und pflegen freundschaftliche Beziehungen. Während die ersten Vorbereitungen für das 125-jährige Gründungsfest bereits 1992 anlaufen, konzentriert sich die Vereinsarbeit 1993 und 1994 neben der Durchführung der schon traditionellen Veranstaltungen vor allen auf die Planung und Durchführung dieses nicht nur für die Feuerwehr bedeutenden Ereignisses. Bleibt nur zu hoffen, dass die Mühen aller Beteiligten durch ein frohes Fest, an das sich alle gerne zurückerinnern, belohnt werden, getreu dem Wahlspruch

"Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr"

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© Erster Vorsitzender Freiwillige Feuerwehr Beratzhausen